San Dionisio

San Dionisio ist ein Landkreis im Departement Matagalpa in Nicaragua. Als wir unser Projekt im Jahr 2000 in der Bergregion begonnen, lebte die Hälfte aller dort ansässigen Menschen in Armut, ein fünftel in extremer Armut mit weniger als 0,80 € pro Tag. Nur 75% der Bevölkerung hatte regelmäßigen Zugang zu Trinkwasser, was den Betrieb einer Landwirtschaft umso schwieriger machte. Hinzu kamen landwirtschaftlich unbrauchbare Böden durch Bodenerosion und Entwaldung und durch den Klimawandel bedingte Naturkatastrophen, wie Erdrutsche, Hurrikane und Dürren. Die meisten Familien konnten sich gerade so mit den Grundnahrungsmitteln Mais und Bohnen versorgen. Fehlende Infrastrukturen, wie befestigte Straßen, erschwerten die dortige Lage.

Projekte

2000 – 2007: 8 Gemeinden
2008 – 2011: 18 Gemeinden

Maßnahmen und Erfolge

Ernährungssicherheit

Zentraler Schwerpunkt der Projekte in San Dionoisio war die Sicherung der Ernährung durch Diversifizierung des Anbaus von Obst- und Gemüsesorten in den kleinbäuerlichen Parzellen. Zusätzlich zu der Produktion von Mais und Bohnen, wurden Gemüse und Obst in bis zu 20 verschiedenen Sorten pro Parzelle angebaut. Die Kleinbauern und -bäuerinnen legten unter Anleitung Pflanz- und Baumschulen sowie Saatgutbanken an, was den Austausch und die Verbindung zu anderen Familien und Personen in der Umgebung stärkte.

Bis dato haben über 1000 Familien diversifizierte Parzellen angelegt. Über 5000 Menschen konnten dadurch ihre Ernährung verbessern und zum Teil mit der Vermarktung ihrer Waren beginnen.

Frauen-Empowerment

Ein besonderes Augenmerk legten wir bei unserem Projekt auf die Stärkung der Frauen. Gewalt gegen Frauen ist ein großes Problem in Nicaragua. 67% haben in irgendeiner Art Gewalt erlebt. Die Ursache liegt im immer noch vorherrschenden patriarchalen System, das Frauen in einer dem Mann untergeordneten Position unterdrückt. Die Erwerbschancen sind für Frauen und ganz besonders für alleinerziehende Mütter sehr gering.

Um der Ungleichheit entgegenzuwirken, fördert das Projekt Frauen durch einen sogenannten revolvierenden Fond, dessen Kapitalstock stetig durch die zurückfließenden Darlehensraten der mit diesem Geld finanzierten Projekte aufgefüllt wird. Es wurden Land, Saatgut und Geräte für Anbau und Kuhhaltung vergeben und ein weiteres Standbein im Anbau und der Verarbeitung von Heilpflanzen aufgebaut.

Umweltschutzmaßnahmen

Nicaragua ist eines der wasserreichsten Länder Mittelamerikas. Doch durch unwirtliche Umwelt- und Produktionsbedingungen sind viele Teile des Landes landwirtschaftlich nur schwer nutzbar und Wasserquellen nicht zugänglich. Ziel war es, Wasserquellen durch Aufforstung zu schützen. Im Laufe des Projektes konnten ca. 40.000 Bäume, darunter auch Obstbäume für die Ernährungsverbesserung, gepflanzt werden. Wasserquellen und Brunnen konnten für die individuelle und gemeinschaftliche Nutzung reaktiviert werden. Zum Auffangen von Regenwasser wurden 100 Wasserreservoire angelegt und Wassertanks und Mikrobewässerungsanlagen installiert.

An den Berghängen griffen ebenfalls umfangreiche Boden- und Umweltschutzmaßnahmen: Die Kleinbauern und -bäuerinnen legten Terrassen an, pflanzten Hecken als Lebendbarrieren und bauten Steinwälle und Infiltrationsgräben.

Als zusätzliche Besonderheit wurde in allen 34 Schulen „Umwelterziehung“ als Schulfach eingeführt.

Ausbildungen

Für den Weg aus der Armut sind Ausbildungen das A und O. Erklärtes Ziel ist die Befähigung der Bevölkerung zum selbstständigen Handeln – eine Entwicklung, die von innen heraus wächst. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein Ausbildungszentrums für Kleinbauern und -bäuerinnen und ihre Familien aufgebaut, in der sich die theoretische und praktische Ausbildung durch ein speziell dafür zusammengestelltes Projektteam vollzieht. Teil des Zentrums: Die „Modelfinca“ – ein Stück Land, auf dem der praktische Teil der Ausbildung geübt wird. Gleichzeitig dient der Übungsplatz den Kursteilnehmern und -teilnehmerinnen als Nahrungsquelle und garantiert die Selbstversorgung des Zentrums durch Vermarktungs-Einnahmen. Kernstück des Teilprojektes ist die dreijährige Ausbildung vor allem von Jugendlichen zu staatlich anerkannten Landwirtschafts- und Umwelttechnikern und -technikerinnen. Bisher konnten über 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Ausbildung erfolgreich abschließen.

Erfahren Sie mehr über unser Ausbildungszentrum

Vermarktung und Kooperative

Landwirtschaftliche Arbeit diente in der Vergangenheit in der Region vor allem zur Selbstversorgung. Um die Subsistenzwirtschaft in eine Marktwirtschaft zu verwandeln, wurde eine Kooperative gebildet: Sie fungiert als Dachorganisation für Kleinbauern und -bäuerinnen des Landkreises und sichert eine unabhängige und selbstständige Entwicklung und fördert die Vermarktung der Produkte und Waren. Mais, Bohnen, Kaffee und Honig werden kontinuierlich an 12 Stellen im Landkreis vermarktet, vier Verkaufsstellen kaufen die Produkte und vermarkten sie direkt.

Arbeit mit Jugendlichen

Ebenso wie Frauen, gelten auch Jugendliche in den betroffenen Regionen als besonders benachteiligte Gruppen. Ihre Förderung und Schulung ist im Rahmen eines solchen Projektes unabdingbar. Dazu wurden die Jugendlichen verstärkt bei den zuvor genannten Ausbildungen und Vermarktungsinitiativen integriert. Zusätzlich wurden weitere einkommensschaffende Perspektiven, wie Recyclingverwertung, Weben, Haarschneiden, Siebdruckwerkstatt, Modeschmuck- oder Schmuckkartenherstellung geschaffen. In kulturellen Gruppen, wie Tanz, Musik und Theater, wurden entwicklungspolitische Alltagsthemen inszeniert. Um die Gemeinschaft zu stärken und eine aktive Freizeit zu gestalten, wurden Fußball- und Basketballligen im Landkreis ins Leben gerufen.

Perspektiven

Das Projekt in San Dionisio ist inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Modell der aktiven Hilfe geworden. Es ist ein vielbeachtetes Vorbild für die ländliche Entwicklung der Region. Dennoch bleibt einiges zu tun! Viele Träume der Bevölkerung warten noch darauf, Realität zu werden.

Für die Erfüllung dieser Träume benötigen die Kleinbauern und -bäuerinnen jetzt Ihre Unterstützung!

Bilder aus San Dionisio

San Dionisio
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