Jahresbericht 2010

Ausbildungszentrum für Kleinbauern und –bäuerinnen in Nicaragua

Liebe Freundinnen, liebe Freunde,

wie Ihr wisst, war ich im November letzten Jahres fast zwei Wochen gemeinsam mit Norma Rivera-Salazar, Martina und Peter Brinkhaus, Paul Damerau, LION’s CLUB Berlin, sowie Willi Volks, INKOTA e.V. Berlin, in Mittelamerika, davon den überwiegenden Teil in Nicaragua. Der Grund dieser Reise nach Nicaragua war hauptsächlich, mich vom Fortgang des Projektes »Ausbildungszentrum für Kleinbauern und -bäuerinnen«, über das ich Euch bereits einiges erzählt habe, zu überzeugen. Nach meinem ersten Besuch sind immerhin bereits etwas mehr als 1 ½ Jahre vergangen und die Fördermittel sind weitgehend eingesetzt worden. Doch davon später mehr.

Neben der Förderung des Projektes habe ich zwischenzeitlich die Günter-Beining-Stiftung gegründet, deren Zweck vor allem die Förderung dieser und ähnlicher Projekte in Mittelamerika, mit Schwerpunkt in Nicaragua, sein wird. Ein weiterer, mehr in der Nähe gelegener Stiftungszweck, ist die Förderung vor allem von Kindern und Jugendlichen in der Ausübung ausgewählter Kampfsportarten (im Einzelnen siehe dazu Auszug aus der Satzung der Stiftung).

Nachdem bereits vor Gründung der Stiftung aus privaten Mitteln das Projekt in Nicaragua in ausreichendem Umfang gefördert wurde, sollen nun durch Zustiftungen oder Spenden an die Stiftung weitere ähnliche Projekte gefördert werden. Der Umfang solcher Projekte hängt natürlich stark von den durch die Stiftung generierten Mitteln ab – ich beschäftige mich daher gemeinsam mit Martina und Peter Brinkhaus sowie Paul Damerau derzeit mit dem Thema Fundraising – ein Bereich, mit dem ich, wie Ihr wisst, bisher gar nichts zu tun hatte.

Hilfreich ist dabei besonders das intensive Bestreben von Peter Brinkhaus und Paul Damerau, sowohl in ihrem geschäftlichen als auch in ihrem privaten Bereich Förderer für die gb-Stiftung zu finden. Beide tun dies nicht nur aus Freundschaft zu mir oder wegen ihrer Funktionen in der Stiftung – sie bilden gemeinsam mit mir die Geschäftsführung –, sondern vor allem aus der Begeisterung heraus, die beide mit mir gemeinsam während unserer Reise für das Projekt und die damit verbundenen Menschen entwickelt haben. Beide werden auch künftig gemeinsam mit mir finanzielle Mittel privat zur Verfügung stellen.

Zum Projekt »Ausbildungszentrum für Kleinbauern und -bäuerinnen«: Obwohl von den insgesamt sechs geplanten Gebäuden des Ausbildungszentrums zum Zeitpunkt meiner Reise erst etwa die Hälfte und zum Teil nur im Rohbau erstellt war, war die Bepflanzung der dafür vorgesehenen Flächen sehr weit fortgeschritten. Die übrigen Gebäude werden voraussichtlich bis Ende Mai fertiggestellt. Erfreulicherweise hat sich das Projekt auch weit über San Dionisio hinaus herumgesprochen, so dass überraschend viele Menschen aus verschiedenen Teilen der Provinz Matagalpa und darüber hinaus angereist waren, um Pflanzen und Saatgut zur Verfügung zu stellen und bei der Bepflanzung mitzuhelfen.

So sind z.B. wenige Tage nach meiner Abreise etwa 30 Leute – bepackt mit Pflanzgut eingetroffen. Eine weitere erfreuliche Entwicklung ist, dass trotz der noch nicht vollständig zur Verfügung stehenden Gebäude bereits ab Januar andere ähnliche Organisationen die von ihnen betreuten Familien gegen Entgelt zur Schulung in das Ausbildungszentrum in San Dionisio schicken. Damit wird die laufende Finanzierung dieses Projektes nicht nur wie geplant durch die hoffentlich bald erzielten Überschüsse aus dem Anbau der landwirtschaftlichen Produkte gewährleistet, sondern auch durch derartige Einnahmen.

Durch den Besuch des Ausbildungszentrums und die vielen Gespräche mit den involvierten Menschen bin ich umso mehr überzeugt, dass die Entscheidung, dieses Projekt zu unterstützen, richtig war und dass durch den Einsatz begrenzter finanzieller Mittel ein großer positiver Effekt auf die Lebenssituation der im Einzugsgebiet von Matagalpa und San Dionisio ansässigen Menschen erzielt wird. Mit Ausnahme der Lösung der schwierigen Aufgaben der Distribution und der Vermarktung der zwischenzeitlich bereits von einigen Kleinbauern erzielten Überschüsse nähert sich dieses Projekt damit dem Abschluss. Aber keine Sorge, es gibt bereits Ideen für neue weitere, anders geartete Projekte, über die ich Euch auf dem Laufenden halten werde. Denn auch aus diesem Grund habe ich die Günter-Beinig-Stiftung gegründet: weitere Projekte zu fördern sowie Hilfe, Unterstützung und Finanzmittel zu generieren.

Nun zu der Geschichte, an der Ihr alle beteiligt seid und die beispielhaft zeigt, wie es möglich ist, mit vergleichsweise geringen Mitteln große Wirkung zu erzielen: Ihr erinnert Euch sicher, dass auf meiner Geburtstagsfeier im Glienicker Park eine Tüte mit dem Foto eines kleinen Mädchens stand. Gerlinde hatte die tolle Idee, diese Tüte vorzubereiten und dezent auf dem Geburtstagstisch zu platzieren. Trotz der vielen Geschenke, die ich von Euch erhalten habe, haben offenbar viele von Euch eine Spende für Nicaragua bzw. für dieses Mädchen in der besagten Tüte hinterlassen. Am Ende handelte es sich dabei um einen Betrag von immerhin etwa 1.000 EUR, die ich in 1.500 USD, weil diese Währung in Nicaragua fungibler ist, umgetauscht habe. Ich habe diesen Betrag mit nach Nicaragua genommen und habe mit Normas Hilfe, die freundlicherweise – was uns bei dem Besuch sehr geholfen hat – aus Kolumbien nach Nicaragua gekommen war, um uns zu begleiten, nach diversen Gesprächen mit einigen leitenden Mitgliedern der ODESAR Organisation, das Geld wie folgt verwendet.

»Das kleine Mädchen«, dessen Namen ich mittlerweile kenne, nämlich Esperanza, bekommt für einen Gegenwert von 750 USD ein Grundstück, das vermutlich zwischenzeitlich schon gekauft wurde. Beabsichtigt ist, dass dieses Grundstück neben dem derzeitigen kleinen »Anwesen« ihrer Großeltern und ihrer Eltern gelegen ist, damit es von der Familie »kultiviert« werden kann. Esperanzas Großvater hat in den letzten Jahren aus seinem eigenem Grund und Boden mit Unterstützung von INKOTA bzw. ODESAR ein Vorzeigeobjekt gestaltet, auf dem eine große Vielfalt von Obst, Gemüse, Früchten etc. wächst und gedeiht und die Familie daher Esperanza den Schulbesuch ermöglichen kann. Sie befindet sich z.Z. in der 1. Klasse der sogenannten Primaria, darunter versteht man die ersten 6 Schuljahre. Finanziert wird das von den Großeltern und den Eltern, die sich wie viele Mitglieder derartiger Kleinbauernfamilien in den Städten aufhalten, um etwas Geld durch Lohnarbeit dazuzuverdienen.

Die zweite Hälfte des Geldes, nämlich ebenfalls 750 USD, ist verzinslich auf einem entsprechenden Konto der ODESAR angelegt. Verwaltet wird dieses Geld durch die Chefin der ODESAR in San Dionisio, Flor del Consuelo Martinez Soriano, allerdings nicht in dieser Funktion, sondern als Privatperson. Flor ist eine langjährige Freundin von Norma. Das Vertrauen, das Norma in Flor hat, teile ich in vollem Umfang und habe ihr daher die treuhänderische Verwaltung des Betrages übertragen.

Sofern Esperanza mit Erfolg ihre ersten 6 Schuljahre bewältigt und danach Lust auf weiteren Schulbesuch verspürt, erhält sie aus den besagten 750 USD zzgl. der dann aufgelaufenen Zinsen ein monatliches Stipendium, das ihr die zweite Schulausbildungsstufe, nämlich die Secundaria, ermöglicht.

Sollte sie es vorziehen, nach der Primaria auf einen weiteren Schulbesuch zu verzichten, werde ich über die Verwendung des dann zur Verfügung stehenden Betrages erneut entscheiden. Flor wird mich zwischenzeitlich durch halbjährliche Berichte über Esperanzas Entwicklung auf dem Laufenden halten.

Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass die Familie darüber sehr erfreut war, insbesondere die Großeltern – die Eltern habe ich nicht kennengelernt –, dass durch Eure Hilfe bereits im Alter von 9 Jahren ein bedeutender Teil von Esperanzas Zukunft gesichert ist. Selbstverständlich hat sich Esperanza selbst darüber auch gefreut (siehe Fotos). Von einer herzlichen Umarmung habe ich in Anbetracht des deutlich sichtbaren Befalls mit Kopfläusen allerdings dieses Mal abgesehen. Wie ich inzwischen hörte, kommt dies jedoch auch in deutschen Großstädten an ganz normalen Schulen nicht selten vor.

Ich hoffe, dass ich dem einen oder anderen oder der einen oder anderen von Euch bei passender Gelegenheit ein paar Fotos zeigen kann, um die vorstehenden Ausführungen etwas zu illustrieren und lebendiger zu gestalten. Ich würde mich darüber sehr freuen.

Abschließend noch ein paar Worte zur Sportschule R.A.H.N.:

Nachdem ich die Sportschule mit Hilfe von Peter Brinkhaus und Paul Damerau zwischenzeitlich in eine Gemeinnützige GmbH umgewandelt habe, dürfen wir Werbung an den umliegenden Schulen machen. Wir werden das in Kürze angehen (siehe beiliegendes Schreiben an die Schulleitungen) und erhoffen uns dadurch einen weiteren kräftigen Schub für die Anzahl der Schüler. Die Sportschule, die zum Zeitpunkt der Übernahme durch mich deutlich defizitär war und nur über etwa 170 Mitglieder verfügte, hat inzwischen einen beachtlichen Aufschwung zu verzeichnen. Inzwischen beläuft sich die Mitgliederzahl mit deutlich steigender Tendenz auf über 300, so dass sich die Schule finanziell selbst trägt und sicherlich bald Überschüsse erwirtschaften wird, die dann in den gemeinnützigen Zweck reinvestiert werden. Aus diesem Grunde benötigt die Sportschule, sofern nicht größere Projekte wie Umbau- oder Erweiterungsmaßnahmen in Angriff genommen werden, auf absehbare Zeit keine Unterstützung aus den Mitteln der Stiftung. Weitere Informatione zur Sportschule R.A.H.N. unter www.sportschule-rahn.de.

Mit herzlichen Grüßen
Günter Beining

Berlin, März 2010

PS:

Übrigens lässt sich das »Modell Esperanza« noch mehrfach wiederholen. Geeignete Kinder habe ich genügend gesehen. Alternativ könnte man sich einem regelmäßig von ODESAR gewährten Stipendium anschließen oder aber ein eigenes Stipendienprogramm für die Schule von San Dionisio ins Leben rufen, mit dem z.B. jeweils die drei Klassen- oder Schulbesten – auch mit geringeren Beträgen – zur Fortsetzung ihrer Ausbildung motiviert bzw. dazu finanziell in die Lage versetzt werden könnten.