Covid-19 in Nicaragua

Unser Partner ODESAR in Nicaragua steht den betroffenen Familien auch während der Pandemie zur Seite.

Nicaragua ist stark von der Covid-19 Pandemie betroffen. Die nicaraguanische Regierung spielt jedoch bis in die jüngste Zeit die Gefährlichkeit des neuartigen Corona-Virus herunter, ignoriert sämtliche Empfehlungen der WHO und klärt die Bevölkerung nicht auf. Darüber hinaus gefährdete sie sogar durch anberaumte Massenveranstaltungen, wie bspw. am 15. März mit der Demonstration „Liebe in Zeiten von Covid-19“, die Bevölkerung und trug dadurch aktiv zur Verbreitung des Virus bei. Bereits zweimal wandten sich über 700 nicaraguanische Ärzte und Ärztinnen mit einem Appell an Regierung, Bevölkerung und Weltöffentlichkeit, da das Gesundheitssystem vor dem Kollaps steht. Die Regierung benutzt ihren Sicherheitsapparat, um zu verhindern, dass die Toten, die in heimlichen nächtlichen Eilbestattungen begraben werden, registriert werden und dass über das Geschehen in den Krankenhäusern berichtet wird. Ärzte und Journalisten, die über die Situation informierten, wurden eingeschüchtert, aus öffentlichen Krankenhäusern entlassen und als Staatsfeinde verleumdet. Die Regierung verharmlost die gehäuften Todesfälle bis in die jüngste Zeit als „atypische Pneumonie“ und gibt nur unvollständig das Ausmaß und die Auswirkungen der Pandemie bekannt. Es wird nur unzureichend und ausschließlich zentralisiert über das Gesundheitsministerium getestet, auch hierbei fehlt es an Transparenz.

Die ökonomisch ohnehin prekäre Situation der Bevölkerung, von der der Großteil im informellen Sektor arbeitet, spitzt sich weiter zu, denn durch Corona verloren viele ihre Arbeit und die wichtige Einnahmequelle aus Geldrücksendungen von Migranten und Migrantinnen ist stark zurückgegangen. Zeitgleich steigen die Preise der Grundnahrungsmittel und Medikamente, sodass sich viele in Armut lebende Menschen diese kaum noch leisten können.

Auch in den Projektgemeinden von unserer Partnerorganisation ODESAR besteht viel Fehl- und Falschinformation. Es gibt Menschen, die immer noch nicht an die Gefahr der Pandemie glauben, weil die Regierung nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen hat. Es herrscht ein großer Bedarf an Aufklärung über geeignete Präventionsmöglichkeiten sowie an wahrheitsgemäßen Informationen über Risiken und Entwicklungen im Land. Auch Information, wie man im Fall eines Infektionsverdachts vorgehen und wie man infizierte Familienangehörige betreuen und versorgen kann, sind in den ländlichen Gemeinden nicht bekannt. In der letzten Woche wiesen in den 5 Projektgemeinden im Landkreis San Ramon 58 Projektteilnehmer und -teilnehmerinnen grippeähnliche Symptome auf.  Für diese Menschen besteht keinerlei Möglichkeit zu testen, ob es sich dabei um Covid-19-Infektionen handelt.  Sie begeben sich in freiwillige häusliche Quarantäne und lindern ihre Symptome durch selbst angebaute Heilkräuter und Naturmedizin.

Der Mangel an Arbeit und Einkommen ist in den Projektgemeinden sehr stark spürbar, aufgrund von Einbrüchen im Export werden im dortigen wichtigsten Sektor des Kaffeeanbaus saisonale Feldarbeiter und -arbeiterinnen/Tagelöhner und Tagelöhnerinnen kaum noch eingestellt. Projektteilnehmer und -teilnehmerinnen berichteten außerdem, dass nach Costa Rica oder Panama migrierte Familienmitglieder dort ihre Arbeit verloren haben und nach Nicaragua zurückgekehrt sind. Dadurch haben die Familien ihre zumeist wichtigste Einnahmequelle aus den Geldrücksendungen der Migranten und Migrantinnen verloren. Das Geld zur Deckung der landwirtschaftlichen Produktionskosten wird meist über die beiden genannten Quellen beschafft. Nun haben viele Kleinbauer und Kleinbäuerinnen Schwierigkeiten bei der Aussaat von Grundnahrungsmitteln aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen für den Kauf landwirtschaftlicher Inputs einschließlich Saatgut.

Odesar hat zum Schutz der Zielgruppen und des Projektpersonals ein Sicherheitsprotokoll etabliert und vorübergehend alle Aktivitäten suspendiert, die die Versammlung und den Kontakt zwischen größeren Personengruppen beinhalten, und arbeitet tlw. aus dem Homeoffice und nur unter Einhaltung eines Sicherheitsabstands und Tragen eines Mundnasenschutzes im Büro. Sechs Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die grippeähnliche Symptome aufwiesen, haben sich für 21 Tage in häusliche Quarantäne begeben.

Alle in den Projektgemeinden geplanten Weiterbildungen, die normalerweise mit bis zu 30 Personen hätten stattfinden sollen, werden nun an mehreren Zeitpunkten in Kleingruppen durchgeführt. ODESAR hat entsprechende Sicherheitsprotokolle festgelegt, die auf den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation basieren. Durch diese Strategie wird die Anzahl der Einzelaktivitäten erhöht, da eine Weiterbildung, die ursprünglich für 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen geplant war, nun viermal mit jeweils 7 oder 8 Personen durchgeführt wird.

Um die Bevölkerung über geeignete Präventionsmaßnahmen aufzuklären, die Projektbeteiligten mit Schutzausrüstung auszustatten und über Gefahren und das Ausmaß der Pandemie zu informieren und das Projekt trotz veränderter Rahmenbedingungen so gut es geht fortführen zu können, wurden folgende zusätzliche Maßnahmen durchgeführt:

Zusätzlich geplante Maßnahmen:

5.2.6 Maßnahmen zur Corona-Eindämmung und Umgang mit bereits infizierten Personen

– 10 Schulungen (jeweils 2 pro Gemeinde) für insgesamt 70 Gemeindeleiter und -leiterinnen und Promotoren und Promotorinnen (7 Personen pro Schulung) über Corona-Präventionsmaßnahmen sowie zum Vorgehen zur Betreuung von Menschen mit verdächtigen Symptomen bzw. bereits an Covid-19 Erkranter (Schritte/Protokolle für die Betreuung, Information zu Medikamenten, in Koordination mit dem Gesundheitsministerium MINSA). Die Idee ist, dass diejenigen, die den Workshop erhalten, das Thema im Anschluss mit 3 weiteren Personen aus ihrer Gemeinde besprechen und das Wissen somit vervielfältigen. Die Multiplikationsworkshops werden vom Projektteam begleitet. Es ist vorgesehen, dass jeder Multiplikator und jede Multiplikatorin die nächstgelegenen Personen besucht und die Multiplikation an einem Nachmittag durchführt, der Vortrag wird etwa eine Stunde dauern, sodass keine Kosten hierfür vorgesehen sind.

– Erstellung von 365 Postern mit Informationen darüber, wie man sich um an Covid-19 erkrankten Menschen kümmert. Dieses Material dient denjenigen, die den Workshop erhalten haben, dazu, das erlangte Wissen zu vervielfältigen. Jedes Poster soll 50 cm breit und 80 cm hoch sein. Darüber hinaus wird dieses Ausbildungsmaterial in Wohnungen und an öffentlichen Orten ausgehängt. Es sollen 365 Exemplare angefertigt werden, weil sie zusätzlich auch in Gesundheitszentren, Schulen und Gesundheitsposten in den Projektgemeinden, sowie im ODESAR-Büro, den Einrichtungen der Javier-Matus-Kooperative und des Abiayala-Ausbildungszentrum ausgehängt werden.

Folgenden notwendige Materialien werden angeschafft und verteilt, um zu verhindern, dass weitere Familien an Covid-19 erkranken und sich das Virus weiter unkontrolliert ausbreitet:

MaterialAnzahlEinheitStückpreis [€]Gesamtkosten [€]
Rucksackpumpe15Stück71,001.065,00
Ammoniak30Gallonen16,50495,00
Chlor30Gallonen3,2096,00
Flüssigseife30Gallonen6,40192,00
Masken Typ N 95100Stück3,30330,00
Chirurgische Masken10Kisten25,40254,00
Latex-Handschuhe10Kisten10,20102,00
Alkohol-Gel12Gallonen19,10229,20
Zerstäuber46Stück3,30151,80
Verschließbare Wasserbehälter200Stück5,501.100,00
Gesamtausgaben   4.015,00

Jeweils ein Satz dieser Materialien wird an die Gesundheitszentren, Schulen, Gemeindehäuser und Instanzen zur Katastrophenvorsorge (COLOPRED) der fünf Projektgemeinden übergeben. Auch das ODESAR-Büro, die Einrichtungen der Javier-Matus-Kooperative und das Abiayala-Ausbildungszentrum sollen mit einem Grundstock an Schutzmaterialien ausgestattet werden. Außerdem werden Projektteilnehmer und -teilnehmerinnen, in deren Familien grippeähnliche Symptome aufgetreten sind, mit Schutzmaterialien ausgestattet.

Die Rucksackpumpe dienen zum Begasen/Desinfizieren der Räume und Flächen mit Ammoniak oder Chlor. Bei den verschließbaren Wasserbehältern handelt es sich um Eimer mit Deckel und Zapfhahn. Dadurch soll verhindert werden, dass das Wasser in den Haushalten mit dem Virus kontaminiert wird. Die meisten Familien schöpfen ihr Trinkwasser mit einem Glas aus einem einzigen offenen Behälter, oftmals ohne sich die Hände zu waschen, wodurch es leicht zu Kontamination kommt.